„Mama, bist Du eigentlich ein Roboter?“, fragte mich mein ältester Sohn vor 19 Jahren, um seinen 5. Geburtstag herum. Damals lachte ich.
Weitere 10 Jahre später stellte mir Sohn Nummer 2 nochmals diese Frage: „Mama, bist Du eigentlich ein Roboter?“.
Damals lachte ich nicht mehr, denn ich hatte mir zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen, Gedanken zu machen … über den Wunsch, „eine perfekte Mutter zu sein“, „immer pädagogisch wertvoll zu agieren und zu reagieren“, zeigte ich mich selbst nicht mehr authentisch. Ich hatte alle (!) wichtigen Erziehungsratgeber gelesen, konnte die pädagogisch höchst wertvollen Sätze, die überall angepriesen wurden als „Geheimrezept“, herunterbeten. Für jede Situation hatte ich einen „von Experten empfohlenen“ 10-Punkte-Plan parat.
Aber wo war ich? Ich als Isabell war wie abgestellt. Um eine perfekte Mutter zu sein, war ich also in eine Rolle geschlüpft – ich war ein Erziehungsroboter geworden. Unsere persönlichen Werte, wofür wir stehen, was uns antreibt, bewegt, glücklich oder traurig macht, unsere Kommunikation, unsere Spontanität, gehen verloren, wenn wir in Sachen Erziehung starren Expertenvorgaben folgen oder Sätze nutzen, die uns andere vorsagten. Wir müssen uns zeigen. Kinder brauchen uns als Spiegel, einen lebendigen, echten, authentischen Menschen, um sich selbst und andere zu begreifen.
Wie Du also stets pädagogisch wertvoll reagierst?
Frag Dich:
- wird die Integrität aller gewahrt,
- ist die Reaktion respektvoll allen gegenüber,
- lässt es jedem die eigene Verantwortung und Raum für Entwicklung,
- passt die Art (Ton, Körpersprache) wie Du es sagst, zu Deinen Worten,
- erkennen deine Kinder DICH und DEINE Werte in der Reaktion?
Wenn Du an diese Werte denkst, wenn es das nächste mal stürmisch und schwierig wird, dann wirst Du genauso reagieren, wie Dein Kind es braucht. Du trägst alles in Dir, um ein guter Elternteil zu sein.
Ein Gastbeitrag von Isabell Kösling (Instagram: @isabells_lernstube)
Lerntherapeutin und Familienberaterin