Dein Kind schmeißt sich mitten auf der Straße auf den Boden und schreit wütend, „Nein, nein, nein!“ Damit tut es das Schönste und Beste, was ihm zur Verfügung steht.
WAS? Ja, ich meine das wirklich so! Denn ein Wutausbruch ist immer ein Schrei nach Hilfe: „Mama/Papa, ich schaffe das nicht alleine, hilf mir ein ganz wichtiges Bedürfnis zu erfüllen!“
Gehen wir mal einen Schritt zurück, was ist VOR dem Wutausbruch passiert? Du hast dein Kind nachmittags vom Kindergarten abgeholt. Der Tag deines Kindes sah so aus: es war mit 23 Kindern zusammen, eines von ihnen mag es gar nicht und es musste trotzdem seine Schere mit ihm teilen. Und es war richtig laut. Dann wollte dein Kind so gerne mit einem der Älteren zusammenspielen, traute sich endlich zu fragen und wurde dann mit den Worten: „Nee, mit dir spiele ich doch nicht“ abgewiesen.
Ich würde das als einen „anstrengenden“ Tag bezeichnen. Dein Kind hat nun ein Bedürfnis nach Rückzug, Nähe und Geborgenheit. Und jetzt stehst du an der Kindergartentür und teilst deinem Kind mit, dass gleich zu Hause deine Freundin mit ihren zwei Kindern zu Besuch kommt und dass ihr euch jetzt mit dem Nachhauseweg aber ganz schnell beeilen müsst.
Verstehst du, warum dein Kind sich wütend auf den Boden schmeißt?
Es ist in diesem Augenblick einfach „zu viel“ für dein Kind und es braucht jetzt deine Unterstützung! Wie? Sieh es in seinen Gefühlen, gib ihnen Raum sein zu dürfen und höre aufmerksam und einfühlsam zu. Alle Gefühle sind „gut“ und dürfen sein – denn sie zeigen dir, was dein Kind gerade braucht. Wenn dein Kind wieder ruhiger ist, überlegt ihr gemeinsam, wie der Nachmittag gestaltet werden kann, sodass die Bedürfnisse aller gesehen und erfüllt werden können.
Ein Gastbeitrag von Dr. Aline Reichow (@dr_aline_reichow)
Sozialwissenschaftlerin, Coach
reichow-coaching.de